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Montag, 16.9.2019, 19:15 Uhr

Verleihung der Eduard-Lucas-Medaille in Schlat

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Eduard-Lucas-Medaille an Hermann Schreiweis

Der Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten vergibt jährlich gemeinsam mit dem Ministerium ländlicher Raum und Verbraucherschutz an Personen oder Gruppierungen, die sich um den Streuobstbau bzw. der Erhaltung alter Sorten verdient gemacht haben, eine Medaille. Diese ist nach dem bekannten Pomologen Eduard Lucas benannt. Eduard Lucas wirkte zuerst in Hohenheim und baute später das pomologische Institut in Reutlingen auf.

In diesem Jahr wurde die Medaille zum 15. Mal vergeben. Die Verleihung fand am 16. September in der Manufaktur Jörg Geiger vor großem Publikum (über 100 Personen ) in Schlat statt und wurde von Minister Peter Hauk vorgenommen. In seiner Rede ging Minister Hauk zuerst auf die Probleme im Streuobstbau ein, um dann die Maßnahmen zu nennen, mit denen das Ministerium diesen landschaftsprägenden Anbau unterstützt. Anschließend ging er in seiner Laudatio auf die Verdienste des Preisträger ein.

 

Hermann Schreiweis wurde in diesem Jahr 80 Jahre alt. Geboren in Würzburg, zog die Familie nach der Bombardierung 1945 zu der Großmutter nach Roigheim. Dort besuchte er die Volksschule bis es 1949 wieder zurück nach Würzburg ging. Während des Aufenthalts in Roigheim verbrachte er viel Zeit im großen Garten der Großmutter mit Birnenbäumen und Beeren. Diese Zeit prägten ihn stark. 1955 zog er in den Raum Nürnberg, er war dort in der Modebranche tätig. Feiertage und Ferien wurden aber in Roigheim verbracht. Im Jahr 1980 kaufte er sich diesem Ort einen alten Weinberg, der kaum bewirtschaftet war und pflanzte ersten Obstbäume. Im Jahr 1999 ging er in Ruhestand und damit begann die intensive Beschäftigung mit dem Streuausbau und den alten Sorten. Da er Birnenliebhaber war und mit der Überlegung, dass es viel weniger Birnenkenner als Apfelspezialisten gibt, kam er zu dem Entschluss, sich vor allem um die Birne zu kümmern. Hermann Schreiweis bewegt sich damit auf einem pomologisch in den letzten Jahrzehnten besonders vernachlässigten Gebiet. Von Anfang an betrachtete er sich als Scout, als Obst-Pfadfinder. So durchstreifte er zuerst die Gegend um seinen Wohnort, dann Hohenlohe und später den Raum Ludwigsburg. Da seine Mutter in der Nähe von Nürnberg in der Fränkischen Schweiz lebte, fuhr er auch dort alle Feldwege und Straßen ab, um nach Birnbäumen zu suchen.

Bei seinen Fahrten durch die Landschaft nummerierte er interessante Bäume, kartierte und fotografierte sie und auch die Blätter und Früchte. Im Lauf der Jahre kamen so über 1000 Bäume zusammen. Detailliert erfasste er dann in einem neunseitigen Vordruck die Fruchtmerkmale. So kamen mit der Zeit über 300 Leitzordner zusammen. Außerdem legt er eine Kernsammlung an. Diese umfasst heute je 700 Apfel- und Birnensorten bzw. Herkünfte. Von Sorten, die er nicht zuordnen konnte, sandte er Früchte an die Sortenerhaltungszentrale und auch an andere Pomologen. Hermann Schreiweis entdeckte so manche seltene Sorten, wie zum Beispiel die als verschollen geltende ’Bamberger Kugelbirne’ und andere. Eine ganze Reihe der von ihm gefundenen Sorten sind bisher aber noch namenlos. Sein Hauptanliegen war „finden und erhalten“ und daran liegt auch das Verdienst von Hermann Schreiweis. Von den erfassten Bäumen schnitt er Edelreiser, zog junge Bäume davon an und pflanzte sie an verschiedenen Stellen wieder auf. Außerdem schickte er auch Reiser an Sortenerhaltungsgarten für Birnen am Unteren Frickhof sowie an andere interessierte Birnenliebhaber. Viele der von ihm erfassten und erhaltenen Sorten findet man heute nur noch bei ihm, da diese am ursprünglichen Standort gerodet oder vom Sturm gefällt wurden.

 

Schon seit 1993 ist er Mitglied des Deutschen Pomologenvereins und war bis vor kurzem Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg.

Er organisierte Sortenausstellungen mit Sortenbestimmungen wie zum Beispiel die große Ausstellung des Pomologenvereins im Jahr 2016 in Hohenheim zum 200. Geburtstag von Eduard Lucas. Um auch andere für den Erhalt alter Obstsorten zu motivieren, gründete in Nordwürttemberg einen Pomologen-Verein-Stammtisch, der sich monatlich einmal trifft. Er organisiert Schnitt- und Veredlungskurse und hält auch Vorträge zum Thema Streuobstbau und alte Sorten. So sorgt er dafür, dass das Wissen auch an Jüngere weitergegeben wird.

Im Jahr 2010 wurde ihm vom deutschen Pomologenverein für besondere Verdienste um die Pomologie und für die Erhaltung alter Obstsorten der Oberdieck Preis verliehen.

Für sein Lebenswerk, die Sammlung und Erhaltung alter Obstsorten, danken ihm das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie der Verein zur Erhaltung und Förderung alter Obstsorten und verleihen ihm die Eduard-Lucas-Medaille 2019.